Architektur in Deutschland

Die moderne Architektur in Deutschland geht an vielen Orten lediglich etwa 70 Jahre zurück. Die Ursache dafür findet sich in den Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges, die einige Großstädte in Ruinen hinterließen. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg war die zeitgenössische deutsche Architektur stark geprägt von Funktionsbauten wie Fabrikhallen. Mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses Bild noch verstärkt. Bauten aus dem Barock, dem Klassizismus oder auch aus der gotischen Architektur verschwanden allmählich.

Moderne Architektur vor den Weltkriegen

Schon vor den beiden Weltkriegen entwickelte sich in Deutschland ein Baustil, als dessen größte Merkmale die Industriebauten gelten. Beispiele dafür sind die AEG-Turbinenhalle in Berlin, welche 1908 und 1909 von Peter Behrens entworfen und gebaut wurde sowie das Fagus-Werk in Alfeld an der Leine. Schon 1915 entstand zudem in Jena ein erstes alleinstehendes Hochhaus. Später wurde die deutsche Architektur stark durch das Bauhaus geprägt. Das Bauhaus wurde 1919 gegründet und entwickelte sich zu einer staatlichen Kunst- und Architekturschule mit einem großen Einfluss auf den Baustil in Deutschland. Die Nationalsozialisten machten dieser Organisation allerdings das Leben sehr schwer, sodass sie sich noch vor dem Zweiten Weltkrieg wieder auflöste. Immerhin wurde so der Baustil in die ganze Welt getragen, denn viele Architekten und Schüler des Bauhauses verließen Deutschland daraufhin.

Architektur der Nationalsozialisten

Die Nationalsozialisten hatten ihr eigenes Verständnis von Architektur, welches einen strengen, neoklassisch geprägten Stil beinhaltete. Die Bauten mussten als Monumente daherkommen und wurden daher oft überdimensioniert geplant und auch gebaut. Ein Beispiel dafür ist das Olympia-Stadion in Berlin. Das riesig große Stadion wurde 1936 für die Olympischen Sommerspiele in Berlin benötigt und ist nach einigen Umbauten heute noch in Betrieb. Nicht mehr in Betrieb ist hingegen der Flughafen Tempelhof, ebenfalls in Berlin.

Nachkriegszeit

In der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war die Architektur vor allem in der sozialistischen DDR stark durch die Architektur Preußens beeinflusst. Der Wiederaufbau im Osten beinhaltete etliche Bauprojekte, mit denen die Parteiführung der SED die Stärke des Sozialismus demonstrieren wollte. Später wandelte sich die DDR-Architektur hin zu den einfachen Formen, wie den Plattenbauten, welche darauf ausgelegt waren, möglichst kostengünstig und effizient zu sein. Gleichzeitig entstand mit der Berliner Mauer das wohl bekannteste Werk der sozialistischen Architektur in Deutschland.

Im Westen war der Wiederaufbau von zwei Lagern geprägt. Das eine Lager der Städteplaner war bestrebt, wieder einen Zustand wie vor dem Zweiten Weltkrieg herzustellen. Speziell Kirchen und Innenstädte wurden teilweise auf diese Art rekonstruiert. Als Beispiel für eine Stadt, welche nach altem Muster wiederaufgebaut worden ist, gilt die Stadt München. Stattdessen wurden zum Beispiel in Hannover andere Prioritäten gesetzt: Dort wurde eine auf die Zukunft ausgerichtete, autogerechte Stadt gebaut.

Die jüngere Vergangenheit brachte auch etliche Bauten des Dekonstruktivismus und anderer zeitgenössischer Strömungen. Aufträge werden mitunter auch international vergeben, was das Feld für bekannte Architekten und Architektinnen aus dem Ausland wie Zaha Hadid, Frank Gehry oder auch die Schweizer Jacques Herzog und Pierre de Meuron öffnete. Bauten wie das Vitra Designmuseum in Weil am Rhein oder das Dokumentationszentrum beim Reichsparteitagsgelände in Nürnberg sind Beispiele für den Bruch mit alten Traditionen in der deutschen Architektur.